Nichts ist so wandelbar wie das Nein einer Frau. Vittorio de Sica Lassen wir mal die charmanten Situationen beiseite, wo wir das Dessert schon dankend abgelehnt haben und es dann dennoch essen. Ich finde diesen Spruch bedenklich und ärgerlich. Es wird als unumstößliche Tatsache hingestellt, dass Frauen leicht umzustimmen sind und es gar nicht ernst meinen, wenn sie nein sagen. Das öffnet natürlich Tür und Tor für jede Art von
Grenzüberschreitung: Angefangen bei kleinen Gefälligkeiten, zu denen eine Frau eigentlich gar nicht bereit war, in die sie sich aber irgendwie hineinmanövriert gefühlt hat, bis hin zu sexuellen Übergriffen. Dazu gäbe es viel zu sagen, ich möchte mich aber auf einen Punkt beschränken: Jene Frauen zu
unterstützen, denen ein klares und deutliches Nein oft schwerfällt oder die sich mit ihrer Art nein zu sagen nicht durchsetzen können.
Klare Grenzen kann man sich wie eine
Wohnungstür vorstellen: Kommt ein
Besucher, steht er zuerst einmal vor einer verschlossenen Tür. Doch diese Tür ist keine unüberwindliche Grenze. Der Besucher kann anläuten, und es wird ihm geöffnet oder auch nicht. Hat der
Wohnungseigentümer die Tür aufgemacht, so kann er entscheiden, ob er den Besucher
hereinbittet oder nicht. Es wäre eine Grenzverletzung des Besuchers, würde er ohne Aufforderung eintreten. Wird er allerdings weitergebeten, so darf er davon ausgehen, dass er willkommen ist.
Ein
klares Nein ist wie eine Wohnungstür, die verschlossen ist oder zugemacht wird. Ein deutliches Signal. Die vermeintlich
höflichen Formulierungen wie etwa "eigentlich eher nicht", "lieber wäre mir ..." hingegen sind wie eine Wohnungstür, die
offen steht.
Einfühlsame Menschen lesen zwischen den Zeilen und klopfen zumindest an. Die
forscheren hingegen meinen, eine Aufforderung zum
Eintreten bekommen zu haben und stehen plötzlich mitten in Ihrem Wohnzimmer. Und, höflich wie Sie sind, bieten Sie Ihnen auch noch einen Kaffee an ...
Wenn Sie auch zur offenen Wohnungstür neigen, habe ich folgende
Tipps für Sie:
- das Wort nein zu üben: Ich verspreche Ihnen, Sie bekommen keine Fieberblasen, wenn Sie es aussprechen ;-)
- Abschwächungen zu vermeiden: eigentlich, eher, vielleicht; Konjunktive (es wäre mir eigentlich nicht recht). Ein Nein allein erfüllt seinen Zweck viel besser!
- Widerstehen Sie der Versuchung oder der Aufforderung Ihres Gegenübers, Ihr Nein zu begründen und zu argumentieren. Das führt bloß zu endlosen Diskussionen und am Ende geben Sie dann doch nach. Die Tatsache, dass Sie etwas nicht wollen, ist Grund genug.
Mehr Tipps und praktische Übungen zum Nein-Sagen und Grenzen Setzen gibt's in meinem Workshop am 2. März: Kleiner Grenzverkehr - Sag ja zum Nein.